Der Stern hat seinen Glanz verloren

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Der Premiumhersteller Daimler ist in den Abgasskandal möglicherweise tiefer verstrickt als angenommen. Der Glanz des Stern ist verflogen.

Daimler nutzt in den Mercedes Modellen, wie andere Hersteller auch, eine Harnstofflösung (Adblue) zur Abgas-Reinigung bzw. Stickoxid-Ausstoß-Verringerung. Die harnstoffhaltige Lösung wird in den Katalysator gespritzt und verwandelt die gefährlichen Abgase in ungefährliches Wasser und Stickstoff.

Allerdings verschlechtert sich laut Prüfungen des KBA der Wirkungsgrad ohne erklärbaren Grund, sobald der Motor nach dem Start 17,6 Gramm Stickoxide ausgestoßen habe. In den USA wurde bereits eine Funktion namens „Bit 13“ festgestellt, die den Motor nach dem Ausstoß von 16 Gramm Stickoxid in den dreckigen Modus, der Länge des Highway-Testzyklus, schaltet. Die Software „Bit 15“ ist so programmiert, dass sie die Abgasreinigung nach 26 Kilometern herunterregelt, der doppelten Länge eines anderen Testverfahrens für Emissionsgrenzwerte in den USA. Zudem sollen die US-Ermittler eine Funktion namens „Slipguard“ entdeckt haben, die anhand von Geschwindigkeit und Beschleunigung erkennt, ob das Fahrzeug auf einen Prüfstand steht und die Adblue-Dosierung beeinflussen kann. Bei einer anderen Software-Funktion wechselt die Motorsteuerung bereits nach 20 Minuten in den schmutzigen Abgas-Modus, bei neueren Modellen nach knapp 33 Minuten Darin sieht das KBA unzulässige Abschalteinrichtungen. Inzwischen hat das KBA fünf solcher „unzulässigen Abschaltfunktionen“ bei Mercedes-Modellen entdeckt.

In Mails sollen Daimler-Ingenieure laut „Bild“-Zeitung selbst daran gezweifelt haben, dass die Programme legal sind. Intern soll der Konzern sie damit begründet haben, dass die Diesel sonst nicht das angegebene Wartungsintervall von 10.000 Meilen erreicht hätten. Daimler könnte die Adblue-Einspritzung über die vom KBA beanstandeten Motor-Programme heruntergeregelt haben, um das lästige Nachfüllen der Harnstoff-Tanks möglichst lange hinauszuzögern und seine Diesel-Autos mit höherer Reichweite hinsichtlich der Serviceintervalle für Kunden attraktiver zu machen. Häufiges Nachfüllen der Harnstoff-Tanks wäre nicht gerade ein Verkaufsargument für die Autos gewesen. Welche Absichten Daimler mit der Software wirklich verfolgte, lässt sich abschließend erst klären, sollte der Konzern wirklich gegen den Rückruf seiner Diesel klagen – oder die Staatsanwälte in Stuttgart Anklage erheben.

Derzeit wird dem Verdacht nachgegangen, dass diese Software-Funktionen in einem Großteil der neueren Diesel-Flotte (Euro 6) zum Einsatz kommen und fast eine Million Fahrzeuge betroffen sind.

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Veröffentlicht von

Rechtsanwalt Alexander Jüngst, Fachanwalt für Verkehrsrecht und Fachanwalt für Miet- und Wohnungseigentumsrecht

Rechtsanwalt in Flensburg

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Tel.: 0461-97 88 78 18
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